Im Jahr 2002 lebt die Zürcher Band Hertz auf CD wieder auf. Ihr Motto: «Musik zerschlägt die Zeit.»
Hertz waren keine Stars – auch nicht zu ihren Lebzeiten zwischen 1978 und 1983. Dazu war die Band aus Zürich zu gewöhnlich und zu experimentierfreudig. Zu schweizerisch nüchtern und zu zürcherisch dadaistisch. Zu viel Understatement, zu wenig Unterleib. Hertz galten als Punks und veröffentlichten einige ihrer Platten auf dem Label der Gebrüder Eugster, deren Trio die politisch korrekten Zeitgenossen damals wacker als «Unterhaltungsbrunz» verhöhnten. Sie jodelten beher(t)zt und monotonten wie die teutonischen Technopioniere von Kraftwerk. Sie surften durchs Kräftefeld der Sternenwelt und vertonten eine amtliche Biografie des populären SP-Bundesrats Willy Ritschard. Bei Hertz kam kein Wort zu viel, kein Ton zu wenig.
Kommentare sind überflüssig, die Szenen erklären sich selber. Die meist hochdeutsch gesungenen Hertz-Songs tragen Titel wie «Gottharddurchstich», «Astrogramm» und «Nimmerland» -man denkt an einige Buchrücken heimischer Provenienz, die einen schon seit Jahren vom Büchergestell her angähnen. Doch Hertz sind nicht nur gute Schweizer Literatur. Hertz sind Musik. Die kantige Gitarre von Ronny Amsler reibt sich am Offbeat des Kartonschachtelschlagzeugs, darüber kreist die getriebene Stimme von Dominique Grandjean, der Bass wummert im Zickzack durch die Harmonien.
Für Eingeweihte ist das Oeuvre der Band endlich auf einer CD mit 24 Titeln greifbar, eine Hand voll davon war bisher unveröffentlicht. Für Neueinsteiger bietet die von der Band selber zusammengestellte Kompilation die Möglichkeit, sich auf eine der abenteuerlichsten Schweizer Bands überhaupt einzulassen. Wie schrieben doch Hertz in einem selbst verfassten Manifest, anno 1979: «Musik zerschlägt die Zeit. Wir machen Schlager, wir machen Freizeit. Wir wechseln mit der Zeit. Wir glauben heute an morgen. HERTZ, DIE STIMME DER VERNUNFT.»
Dominique Grandjean tritt heute noch sporadisch mit Hertz im Raum Zürich auf, mit dabei sind die ehemaligen Hertz Mitglieder Ronny Amsler und Mike Boxer sowie der ehemalige Bassist der Kultgruppe Troppo, Hazel Bosshard.
Text: Sam Mumenthaler