HEUTE UND DANACH

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Heute und Danach - The Swiss Underground MusicScene of the 80’s

Heute und Danach – The Swiss Underground MusicScene of the 80’s ist das zweite Buch über die Schweizer Underground-Musikszene von Lurker Grand und André P. Tschan. In ihrem ersten Buch brachten sie Licht ins Dunkle über die Punk und Wave-Szene von 1976 bis 1980. In ihrem neuen Buch geht es nun über die Zeitspanne zwischen dem ersten Opernhaus Kravall von 1980 und der ersten Street Parade 1992. Gegen hundert ehemalige Bandmitglieder kommen hier zu Wort. Dies aus Bands wie Bellevue, Baby Jail, The Bucks, The Monsters, Young Gods, Chin-Chin, Yello, Nacht’ Raum, Vera Kaa, Grauzone, UnknownmiX, Celtic Frost, Fear of God, Böse Bub Eugen, Stephan Eicher, Micro Kids, Touch el Arab, Züri West, Bloodstar und viele weitere mehr. Alle Genres des Postpunk, Indie und Alternative Segments der 80er Jahre werden abgedeckt. Des weiteren beinhaltet das Buch eine Discographie mit fast 1500 Tonträgern aus all diesen neuen Musikrichtungen.

RobertPally: Wie seit ihr dazu gekommen nach dem ersten Buch Hot Love- Swiss Punk & WAVE 1976 bis 1980 eine weiteres zu den 80er Jahren Heute und Danach – The Swiss Underground Music Scene of the 80’s  zu machen?

LurkerGrand: Erstens, André und ich waren selbst Teil der 80er Musicszene. Zweitens, unser Verleger Patrick Frey hat irgendwo aufgeschnappt, dass wir an diesem Buch bereits arbeiten und hat uns somit kontaktiert. Zu diesemZeitpunkt war dies aber nicht der Fall (wir haben ihn nie danach gefragt, wo er das aufgeschnappt hat), doch wir haben uns das überlegt und fanden die Idee gut.
Drittens, jeden den wir darauf angesprochen hatten, fand es auch gut. Somit kontaktierten wir in den kommenden Jahren hunderte von Musikern aus diesem Zeitfenster und erfuhren somit eine breite Unterstützung.

R P: Wie viele Stunden habt ihr und die anderen Autoren für dieses Buchprojekt investiert?

L G: Unmöglich die Stunden zu zählen. Alles in allem arbeiteten wir 3 Jahre daran, tausende von E-mails,Telefonate und persönliche Kontakte mit rund 400 bis 500 Musiker aus der ganzen Szene wurden getätigt. Der Aufwand war irrsinnig.

R P: Wie seit ihr dazu gekommen das Buch in fünf Hauptkategorien einzuteilen; diese sind Musik, Visualisierung, Medien, Freiräume und Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll?

L G: Da sich die Musiker in dieser Epoche in diesen fünf Themenbereichen am häufigsten einbrachten. Diese Lebenseinstellung und solche Freiräume existierten davor nicht wirklich.
Es wurde eine neue Musik gespielt, wir suchten unsere eigene Sprache für die Visualisierung dieser Musik, verwendeten neue eigene Medien, schufen sozusagen den Soundtrack für Freiräume und den Kampf für erschwinglichen Wohnraum und lebten trotz allen Widerständen unsere Beziehungen im Geiste des Sex, Drugs& Rock ‘n’ Roll.
Somit steuerte jeder seine Erfahrungen aus der Zeit zu einem in diesen fünf Themen bei.
Da die meisten heute noch Musiker sind oder imKontext der 80er Jahre ihr Leben gestaltet, gewährleist dies im Sinne von Heute und Danach auch für dieses Buch die gewünschte Sicht der Dinge und Recherche.

R P: Am Ende des Buches gibt es eine riesige Liste von fast 1500 Tonträgern. Nach welchen Kriterien habt ihr diese Tonträger ausgewählt? (Stil, Major- oder Indie- Label, etc)

L G: Der Untertitel des Buches sagt alles Die Schweizer Underground MusicSzene der 80er Jahre … wir nannten das auch einfach SZENE.
Entweder man war Teil davon oder eben nicht.

R P: Welche Besonderheiten beinhaltet die Schweizer Indie- Szene beispielsweise im Vergleich zur englischen Szene?

L G:  Ich finde dies kann man überhaupt nicht vergleichen. Die englische (Indie) oder amerikanische(Alternativ) Musik-Szene ist Teil eines langen kulturellen Erbes in diesen beiden Teilen der Welt. In der Schweiz existierte diese Musik praktisch überhaupt nicht, falls dem so war, eher angepasst oder an den angelsächsischen Vorbildern nachgeäfft. Unser musikalisches Erbe war das Jodeln oder eben die klassische Volksmusik. Wir waren die Generation, die diese konservativ und traditionsbewusste Gesellschaft gezwungen hat, sich mit unseren Anliegen auseinander zusetzten. Ich bin damals wie heute der Überzeugung wir taten das Richtige.

R P: In den späten 70er Jahren gab es zwei große Szenen in Genf und Zürich. Existierten ähnliche Szenen in weiteren Städten in den 80er Jahren?

L G: Ich gehe davon aus, du meinst die Punk- und Wave Szene. Sie war nicht wirklich groß, aber wie wir wissen, gab es sie. Diese existierten damals auch in Städten wie Lausanne, Bern, Basel, Luzern und St. Gallen. In den 80ern verbreiten sich diese Szenen auf weitere kleinere Städte und Regionen im ganzen Land. Diese Art von Musik und der damit hervorgehende Lifestyle wurde mehr und mehr die Norm für viele Jugendliche.

R P: Welchen Einfluss hatte die Schweizer Indie- Musikszene in den 80ern auf politische und soziale Veränderungen?

L G: Wir glauben, dass unsere Musik (Szene) den Soundtrack zu den gesellschaftlichen Veränderungen in den 80er Jahren beisteuerte. Die Musik oder Kunst im besonderen war für dieses Jahrzehnt viel wichtiger für einen gesellschaftlichen Wandel als noch davor. (z.b. in den 60er & 70er Jahren, damals war es viel mehr eine politische Frage). Die Jugendbewegungen oder die Pop Kultur im allgemeinen, hatte in den verschiedensten Ländernin den davor hergegangen Jahrzehnten nicht viel Wirkung auf die Schweizer Gesellschaft. Wir haben sicherlich klargemacht, dass sich viele Dinge in diesem Land ändern müssen und zwar sofort, sprich subito!
Das Buch erzählt auch für was wir gekämpft haben und das dies in vielen Bereichen heute absolute Norm darstellt.

R P: Sind die 80er für dich musikalisch spannender als die späten 70er Jahre. Wenn ja / nein, warum?

L G: Dies ist für mich nicht mit ja oder nein zu beantworten, weil ich dies für mich in einem größeren Kontext sehe. Ohne Punk in den späten 70ern hätten wir nicht den Post-Punk in den 80ern und die Indie oder alternative Musik ab Mitte der 80er. Da gab es Bands und Songs, die ich aus allen Perioden mag. Ich besitze heute eine große Vinyl Plattensammlung aus den späten 70ern, sprich Punk. Darüber hinaus eine Menge der frühen Post-Punk-Tonträger aus der frühen 80er… so um 84/85 war ich dann nicht mehr so begeistert von der weiteren Entwicklung und orientierte mich mehr an der aktuellen US-Garage-Rock Szene. Dies geschah im selben Moment, als ich im Orwell-Jahr nach New York gezogen bin und dort auf ein Buch gestoßen bin, dies mit dem Titel The Incredible Strange Music. Dieses erhielt nun meine Aufmerksamkeit und als Filmfreak habe ich auch angefangen mich für Filmmusik zu interessieren. In NY gab es zu der gleichen Zeit die brandheiße Hip-Hop und underground Musik-Club-Szene, etwas das mich ebenfalls faszinierte… nicht zuvergessen die New York Hardcore Punk-Szene und all die schrägen Bands rund die Orte wie Knitting Factory, den Pyramid Klub, das Danceteria und und und …

R P: Journalisten schreiben gerne über Szenen. Z.b. die New Wave oder die Punkszene. Haben diese Szenen in der Schweiz wirklich existiert und hatten die Bands wirklich eine Verbindung zueinander?

L G: Natürlich !?… in beiden Büchern dreht sich ja alles um diese Szene und deren Entstehung und Verbindungen!

R P: Was sind die wichtigsten Unterschiede zwischen der Schweizer Punkszene Ende der 70er und den 80erJahren?

L G: Der Punk der 70er war eine Art Revolution. Ab 1980 sprechen wir von Post-Punk. Die Revolution war nun vorbei und jetzt wurde in vielen Bereichen nachhaltig was umgesetzt.
Ohne diese Punk-Revolution keine neue Musikszene und Veränderungen in vielen gesellschaftlichen Bereichen. Vor allem die aktuelle Musik- und Jugendkultur würden heute so nicht existieren.

Ich glaube nicht nur in Schweiz der 80er Jahre, sondern in vielen Teilen der Welt, insbesondere wo dies praktiziert wurde, dort leben wir heute tagtäglich diese Veränderungen.

R P: Was ist euer wichtigstes Ziel mit diesem Buch?

L G: André und ich glauben, dass es eine wunderbare Gelegenheit war, dass hunderte ehemalige Protagonisten aus dieser Zeitspanne ihre eigene Geschichte in einem Buch zusammentragen konnten, weil es ja schon länger her ist.
Mehr oder weniger schreibt ja immer jemand außerhalb einer solchen Szene oder ein danach geborener ein Buch oder dreht einen Film über eine gewisse Epoche. Doch wir wollen nicht, dass es einfach jemand macht, sind der Meinung, wir können das selbst ganz gut.

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